
ProQuote Film stellt Selbstverpflichtung vor
In der Vorbereitung zum PQF Kongress auf der 75. Berlinale hat ProQuote Film gemeinsam mit den Expertinnen Birgit Moldaschl (stv. Beauftragte für Gender & Diversity, Österr. Filminstitut), Esther Gronenborn (PQF-Vorstand a.D. & Regisseurin), Katja Dunkel (DUNKEL* Rechtsanwältinnen) & Rebecca Richter (RICHTER Legal), Joana Kohrs (Black Universe Agency & On Set Awareness-Beauftragte), Inga Becker (Referentin für Diversität & Inklusion, MOIN Filmförderung) und Annarina Kemnitz (DE&I-Managerin, Bavaria Film Gruppe) eine Selbstverpflichtung erarbeitet mit folgendem Wortlaut:
Selbstverpflichtung
Wir, die unterzeichnenden Produktionsfirmen, Filmförderungen, Sender, Filmschaffenden und Institutionen, setzen uns mit Überzeugung für eine vielfältige, inklusive und faire Film- und Medienbranche ein. Dies ist die Voraussetzung für unsere Zukunftsfähigkeit und die Sicherung der Qualität unserer Arbeit. Unser Ziel ist es, positive Veränderungen anzustoßen und nachhaltige Strukturen zu schaffen, die Diversität, Gleichheit und Inklusion fördern. Mit dieser Erklärung werden wir unseren gemeinsamen Anspruch an eine zeitgemäße, wettbewerbsfähige und gerechtere Branche bekräftigen. Dazu verpflichten wir uns zu folgenden Zielen:
1. Realitätsnahe Repräsentation vor und hinter der Kamera
Ziel: Unser Ziel ist es, eine Film- und Medienbranche zu schaffen, die die Vielfalt unserer Gesellschaft widerspiegelt und Menschen mit struktureller Diskriminierungserfahrung fördert. Wir werden sicherstellen, dass sowohl vor als auch hinter der Kamera, sowie in Produktionsteams Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen vertreten sind.
Mögliche Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen:
- Diverse Besetzung von Fördergremien
- Incentives (Anreizsystem, z.b. Gender Incentives)
- Entwicklung eines Stufenplan zur schrittweisen Erhöhung von Geschlechtergerechtigkeit und Diversität anhand eines Prozentsatzes (Quotierung) in allen kreativen Schlüsselpositionen
- Gezielte Castingaufrufe / Stab-Aufrufe
- Regelmäßige Training wie Anti Bias, inklusive Sprache, Zielgruppenorientierte Sensibilisierungsworkshops
- Inclusion Rider
2. Diversity Monitoring
Ziel: Wir werden sicherstellen, dass Vielfalt nicht nur ein angestrebtes Ziel bleibt, sondern aktiv gelebt und gefördert wird. Die Voraussetzung dafür ist eine regelmäßige Erfassung der Zusammensetzung von Teams und der erzählten Inhalte.
Mögliche Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen:
- Erstellung eines jährlichen Diversity-Berichts (vor und hinter der Kamera)
- Teilnahme an OMNI Inclusion-Datenerhebungen
- Monitoring der „On-Screen“-Diversität in eigenen Produktionen (vgl. UFA https://www.ufa.de/karriere/arbeiten-bei-der-ufa/ufa-erstes-deutsches-unterhaltungsunternehmen-mit-diversitaets-selbstverpflichtung) oder geförderten/beauftragten Produktionen
3. Vermeidung diskriminierenden und gewaltvollen Verhaltens am Set
Ziel: Unser Ziel ist es, ein respektvolles, wertschätzendes und sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen und frei entfalten können. Diskriminierung und Machtmissbrauch haben keinen Platz am Set. Wir setzen uns aktiv dafür ein, diese Strukturen zu unterbinden.
Mögliche Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen:
- Einführung und regelmäßige Kommunikation des branchenweiten Respect Code Film für eine professionelle und respektvolle Zusammenarbeit
- Inklusives Hair & Make-up-Angebot
- Externe Vertrauenspersonen um Sensibilisierung und Awareness Management sicherzustellen
- Schaffung unabhängiger Beschwerdestellen außerhalb der Arbeitgeberposition inner- oder außerhalb der Produktionsfirmen,
- Für Szenen mit Gewalt und / oder Intimität professionelle Voraussetzungen erfüllen: Zusammenarbeit mit Stunt-Expert:innen und Intimacykoordinator:innen
- Nulltoleranz gegenüber jeglicher Form von sexueller Belästigung – verbal, non-verbal und physisch, sowie gegenüber allen anderen Formen von Gewalt und gewaltvoller Kommunikation
4. Diversitäts- und klischeebewusstes Storytelling
Ziel: Unser Ziel ist es, Geschichten für und über die ganze Gesellschaft in all ihrer Vielfalt zu erzählen und zu ermöglichen. Die Qualität und Originalität unserer Arbeit ist unsere Priorität, und wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung als Storytellers, als Filmförderungen und als Auftraggeber*innen bewusst.
Mögliche Maßnahmen, um dieses Ziel zu erreichen:
- Unterstützung bei der Selbstreflexion bzgl. der eigenen unbewusste Vorurteile und Stereotype, um im Storytelling bewusst damit umzugehen (z.B. durch Leitfäden mit hilfreichen Fragestellungen, u.ä.)
- Einbeziehung von Fachleuten und Menschen mit gelebter Erfahrung in die Stoffentwicklung und in Entscheidungsprozessen für Förderung
- ÖFI Inklusionscheck, MOIN Diversity-Checkliste, Impulspapiere von WIFT und anderen Branchenpartner*innen zu Alter und zur Darstellung von geschlechtsspezifischer Gewalt
- Zusammenarbeit mit inklusiven Netzwerken wie Pro Quote Film, Queer Media Society, Black Filmmakers Germany etc.
5. Rückmeldungsschlaufe
Wir werden in den nächsten Wochen ProQuote Film schriftlich informieren, welche Maßnahmen in unserem Unternehmen im Rahmen der Selbstverpflichtung umgesetzt werden sollen.
Berlin, den 14. Februar 2025