
Kinotipp | März
Von Susanne Bieger
(Festivalleiterin, Kuratorin, Dramaturgin)
MOND
Buch & Regie: Kurdwin Ayub
Kinostart: 27. März 2025
Der Film beginnt in einem Kampfsportring. Die Mixed Martial Arts-Kämpferin Sahra, gespielt von Florentina Holzinger, verliert vor laufenden Kameras einen Wettkampf. Da der Erfolg ausblieb endet ihre Karriere im Ring abrupt. Sarah hält sich nun mit Kampfsportunterricht für Mädchen über Wasser und ist den Maßregelungen ihrer Schwester ausgesetzt, die ihre angebliche Ziel- und Antriebslosigkeit bemängelt und fordert, sie müsse endlich erwachsen werden und brauche dringend einen Businessplan. Ein unerwartetes und lukratives Angebot aus Jordanien verspricht eine Verschnaufpause, vielleicht sogar einen Neustart. Ein reicher Geschäftsmann möchte, dass Sarah seine Töchter in MMA unterrichtet. Gänzlich unvorbereitet tritt sie die Reise an und kommt anfänglich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus: sie ist in einem Luxushotel mit Panoramablick und Traumpool untergebracht, hat einen Chauffeur und arbeitet in einem prunkvollen Anwesen umgeben von Reichtum und Überfluss. Doch bald bekommt Sarah das Gefühl, dass etwas nicht stimmt: die Töchter, Nour (Andria Tayeh), Shaima (Nagham Abu Baker) und Fatima (Celina Antwan) wollen überhaupt nicht trainieren und schauen lieber Daily Soaps oder gehen in klimatisierten Malls shoppen. Die Schwestern leben völlig isoliert von der Welt ohne W-Lan oder Handy und werden von ihrem Bruder und Angestellten ihres Vaters dauerüberwacht. Anfänglich mehr neugierig als besorgt, beginnt Sarah Fragen zu stellen: Wer ist diese Familie? Was wollen diese Mädchen?
Erneut beeindruckt Kurdwin Ayub mit ihrem singulären, subversiven Blick und ihrer unverwechselbaren filmischen Erzählweise. Casting Florentina Holzinger – die Performance-Künstlerin, Choreografin, die mit SANCTA für Aufsehen sorgte und nun als künstlerische Beraterin an der Volksbühne tätig ist – gleicht einem Geniestreich. Mit ihren Figuren, die reserviert ja sogar resigniert wirken und hier wie dort in befremdlichen Welten leben, lotet Ayub Themen wie weibliche Selbstermächtigung und Solidarität aus und unterwandert dabei gekonnt das prävalente White-Saviour-Narrativ. Ayub kommt ohne die üblichen ästhetischen und erzählerischen Überhöhungen aus und spielt gekonnt mit Genre Erwartungen. Ayub machte bereits 2022 mit ihrem Spielfilmdebut, das in der Encounters-Sektion der Berlinale gezeigt und mit dem Debütpreis ausgezeichnet wurde, auf sich aufmerksam. Ihr zweiter Film, MOND, feierte 2024 in Locarno im Concorso Internazionale Premiere und erhielt dort den Spezialpreis der Jury. Auch mit ihrem zweiten Film bestätigt Ayub nicht nur ihr Talent, sondern verankert ihre Arbeit klar im Kino auf der großen Leinwand.
MOND kommt am 27.3.2025 ins Kino.
Buch & Regie: Kurdwin Ayub
Kamera: Klemens Hufnagl
Montage: Roland Stöttinger
Szenenbild: Julia Libiseller
Casting: Ulrike Putzer
Kostüm: Carola Pizzini
Ton: David Almeida-Ribeiro
Farben: Andi Winter
Re-Recording Mixer: Luise Hofmann, Frederik Thomsen
Supervising Sound Designer: Matz Müller
Produktionsleitung: Steven Swirko
Herstellungsleitung: Bruno Wagner
Creative Producer: Susanne Marian
Associate Producer: Veronika Franz
Produzent: Ulrich Seidl
Mit Unterstützung von Österreichisches Filminstitut, Filmfonds Wien
In Zusammenarbeit mit ORF Film/Fernseh-Abkommen In Koproduktion mit ZDF/ARTE und ZDF/Das kleine Fernsehspiel in Zusammenarbeit mit Essential Films